Grundsätzlich muss man aber auch mal genau verstehen, was im Crashtest getestet wird und auf welcher Grundlage die Testergebnisse entstehen!
Da geht es zum einen um die aktive Sicherheit. Da spielen die Airbags, die Verformung der Karosserie und die Stabilität der Fahrgastzelle einen Rolle, sowie Assistenzprogramme wie ASB, ESP. Es werden meist nur Basisversionen der Fahrzeugtypen getestet.
Der Erste Duster hatte in der Basisversion nur wenige Airbags und ESP gar nicht. Da hat sich Dacia aber weiter an den europäischen Standard angepasst.
Bezüglich der Stabilität der Fahrgastzelle muss jedes Fahrzeug für den europäischen Markt bei einem Frontalaufprall bei wenig Überlappung mit 64 km/h eine intakte Fahrgastzelle behalten! Seitenaufprall, Unfälle mit höherer Geschwindigkeit oder anderer Überlappung frontal sind immer (!) Glücksspiel! Natürlich bietet ein Fahrzeug mit diversen Seitenairbags meist etwas mehr Sicherheit. Aber Airbags gehen auch nur einmal auf. Gibt es einen zweizeitigen Aufprall oder wird der Airbag falsch ausgelöst, ist er ein Risiko oder unnütz!
Zum Zweiten spielt die passive Sicherheit eine Rolle im NCAP-Test. Da geht es um die Sicherheit von z.B. Fußgängern, wenn diese mit einem PKW kollidieren. SUV und Geländewagen haben ein höheres Fahrwerk und meist eine sehr senkrechte Front, evtl sogar noch mit Bügel davor. Das macht sie bauartbedingt schon gefährlicher für Fußgänger und noch mehr für Kinder! Das betrifft aber alle Fahrzeuge dieser Bauart!
Manche Fahrzeuge haben ein System, wo die Motorhaube bei einer Kollision mit Fußgängern hochgesprengt wird, um den Aufprallwinkel positiv zu verändern und den danach folgenden Fall abzumildern. Reagiert der Mechanismus aber nur etwas zeitverzögert, ist genau das Gegenteil die Folge!
Und eine kleine Info dazu: Jeder Airbag, der auslöst, kann ein Inhalationstrauma verursache! Das heißt, durch die von der Explosion erhitzten Talkumpartikel und Brandgase, können die Lungenbläschen geschädigt werden. Das bedeutet, dass die Insassen eines Unfallwagens mit ausgelösten Airbags für mindestens 2 Stunden zur Überwachung in die Klinik gehören (wissen leider auch nicht alle Unfallärzte)!
Fazit:
Natürlich gibt es Fahrzeuge, die mehr Sicherheitseinrichtungen haben und damit auch mehr kosten. Trotzdem haben diese Einrichtungen auch ihre Grenzen.
der NCAP-Crashtest ist da auch nur bedingt aussagekräftig.
Letztlich hängt unsere Sicherheit meist ab, an welcher Stelle und mit welcher Geschwindigkeit man im Fahrzeug getroffen wird. Wenn die Karosserie viel kinetische Energie durch Verformung aufnehmen kann, haben die Insassen meist einen großen Vorteil davon. Volvo ist da seit Jahren ganz gut dabei.
Ich hatte mal einen Toyota Aygo. Der hatte 4,5 Sterne im Crashtest. Trotzdem möchte ich mit der Keksdose keinen Unfall auf der Autobahn oder Landstraße haben! Und wenn ich all die Fahrer jeden Tag sehe mit ihren Luxusautos, vollgestopft mit Technik, die sich damit unverwundbar fühlen und keine Ahnung mehr haben von Fahrphysik und kinetischer Energie und fahren wie die gesengten, frage ich mich schon, ob manchmal weniger nicht doch mehr ist.
Bleibt vorsichtig!