Liebe Community,
wie versprochen hier mal ein paar Takte zum Thema Autowäsche. Das Zauberwort zum Waschen des Autos mit nur ca. 5 Litern Wasser nennt sich „Rinseless-Wäsche“!
Was ist das genau? Ich selber habe zu diesem Thema in anderen Auto-u. Autopflegeforen dutzende Texte und Anleitungen verfasst. Aber um euch mal einen Überblick zu geben, hier mal eine Erklärung zum Thema „Rinseless-Wäsche“. Alle hier und später empfohlenen Produkte habe ich selbst seit vielen Jahren im Gebrauch, und sie sind von mir mehr als ausgiebig getestet worden. Wo man sich diese notwenigen Utensilien kauft, das ist jedem selber überlassen. Es gibt unzählige Autopflegeshops, da soll sich jeder den raussuchen, der ihm taugt.
Die Begriffe „Waterless Wash“ und „Rinseless Wash“, „wasserlose Autowäsche“ oder auch „No Rinse Wäsche“ haben viele Autopfleger sicher schon mal gehört. Und dennoch ist es eine dunkle Geschichte voller Missverständnisse, in die wir mit diesem Beitrag ausführlich Licht hineinbringen wollen.
Dieser Text unten stammt von meinem Lieblingsautopflegeshop.
Wie kommt man auf eine Trockenwäsche eines Autos?
Der geneigte Autopfleger mag sich vielleicht genau das fragen. Warum um alles in der Welt sollte man sein Fahrzeug ohne Wasser waschen? Warum sollte man seinen sonst so gehegten und gepflegten Lack einem solchen Kratzer Risiko aussetzen? Fragen über Fragen! Zunächst müssen wir weiter zurück in der Geschichte und auch recht weit reisen, genauer gesagt in die USA, dem Mutterland der „Waterless Wash“, der wasserlosen Autowäsche. Hier hat diese Waschmethode (genauer gesagt, Mehrzahl: Die Methoden!) ihren Ursprung. Grund ist ein auch in Deutschland leider immer aktueller werdendes Thema: Trockenheit und daraus resultierender Wassermangel. Dieser wiederum resultierte in Amerika, wie auch bei uns immer mehr, zu Restriktionen und Wasserspar-Vorschriften. In Kalifornien, wo die Trockenheit im Sommer sicher vielen allein durch die heftigen Waldbrände ein Begriff ist, wird jegliche Wasserverschwendung unter strenge Strafe gestellt – so auch das Autowaschen, welches mühelos mit allen Schikanen bis zu 100 Liter Wasser verbrauchen kann.
Zurück zur Waterless Wash: Weil eben der hohe Wasserverbrauch bei einer regulären Handwäsche verboten ist, erfanden clevere Unternehmen wie die Firma Optimum ein Produkt, welches für eine (fast) wasserlosen Reinigung optimiert ist. Ob es nun Optimum war, mit dem allerersten Produkt, wissen wir auch nicht 100 % sicher, aber das „No Rinse“ (nicht abspülen) genannte Mittelchen, ist heute fast stellvertretend für eine ganze Produkt-Gattung. Quasi wie das Tempo Taschentuch, was der Inbegriff für ein Papiertaschentuch geworden ist.
Die Wasserlos-Lüge
Der aufmerksame Leser wird sich bereits jetzt fragen, ob das mit dem „ohne Wasser waschen“ ein Scherz sein soll. Denn natürlich benötigt man für die Rinseless oder Waterless Wash immer etwas Wasser – aber eben sehr, sehr viel weniger als beim regulären Autowaschen. Daher wollen wir mal nicht zu streng mit den Amis sein, der gute Wille zum Wassersparen ist da und macht sich deutlich beim Wasserverbrauch für die Wäsche bemerkbar.
Die Sache mit den Begrifflichkeiten. Was ist denn jetzt was genau?
Die Methoden klingen ähnlich und werden zudem leider auch sehr gerne in einem Topf geworden und miteinander vermischt, obwohl diese grundsätzlich in der Anwendung verschieden sind.
Waterless Wash (übersetzt „Wasserlose Wäsche“) – die Hardcore Variante
Wie erwähnt, braucht es auch hier etwas Wasser, aber extrem wenig. Diese Methode würde man auch „Trockenwäsche“ nennen, auch wenn Spitzfindige hier nicht nur Trockenheit finden werden! Es reicht eine Sprühflasche mit Wasser zu befüllen und das jeweilige Waterless Wash Konzentrat mit der vom Hersteller empfohlenen Menge zu vermischen. Diese Mixtur hat im besten Fall die positive Eigenschaft, Schmutzpartikel einzukapseln und diese, wenn man sie dann abwischt, kratzerfrei vom Fahrzeug zu bekommen. Eine entsprechend große Anzahl an Mikrofasertüchern wird dazu auch noch benötigt.
Mithilfe der Sprühlösung wird ein Lackteilbereich satt eingesprüht und die Lösung etwas wirken gelassen. Dann nimmt man ein geeignetes Mikrofasertuch, nebelt es optimalerweise mit der Sprühlösung etwas ein, und wischt den eingesprühten Teilbereich des Lackes, ohne großen Druck auszuüben, ab. Dazu ist wichtig, immer nur in eine Richtung zu wischen, und nach einer Bahn das Tuch umzudrehen, und mit der sauberen Seite fortzufahren. Man macht das dann so, dass man das Tuch 2xmal faltet. Somit hat man quasi einmal vier, und wenn man das Tuch danach komplett anders herum faltet nochmal 4 frische Seiten. Die Tüchergröße ist optimalerweise 40x40cm, eine typische Größe von MFT`s (Mikrofasertücher). So wird eine Kontaminierung verhindert und man rubbelt nicht Schmutz von einer verwendeten Tuchseite über den Lack. Die Waterless Methode ist dabei sehr stark angelehnt an die Verwendung von sog. Detailern / Schnellreinigern.
Tatsächlich bieten viele große Hersteller seit einiger Zeit fertig gemischte Produkte an (beispielsweise Meguiars Wash & Wax Anywhere), die sich perfekt für eine Reinigung des Wagens unterwegs eignen. Dass man sich hier unterm Strich sehr nah am Detailer bewegt, den man in der Regel nur zur Entfernung von leichtem Schmutz auf dem Lack empfiehlt, macht sich spätestens dann bemerkbar, wenn die Hersteller dazu raten, bei starkem Schmutz vorher diesen grob mit Wasser abzuwaschen. Der Wortsinn des Waterless Wash rückt dann aber auch in immer weitere Ferne…
Who the f**k is Gary Dean?
Bevor wir nun zur Rinseless Waschmethode kommen, müssen wir noch ein wenig Geschichtsunterricht betreiben. Die von der Firma Optimum Polymer Technologies entworfene No Rinse Methode (wie ihr gleichnamiges Produkt) ist nämlich deutlich abweichend zur heute wohl verbreitetsten Rinseless Variante, die wir im nächsten Abschnitt erklären. Während sich Optimum allein auf die Kraft ihres No Rinse Produktes verlässt und beispielsweise mit einem Schwamm oder Waschhandschuh ganze Bauteile damit wäscht, hat ein Aufbereiter aus Florida, mit Namen Gary Dean, die Methode weiter perfektioniert. So schnell bekommt dann auch eine Waschmethode einen Namen: Die Gary Dean Method! Unabhängig von dem eingeschränkten Erfindergeist bei solchen Dingen, müssen wir ebenfalls zugeben, dass uns diese Methode weit mehr zusagt, als die klassische Optimum Methode. Man muss aber auch ehrlicherweise sagen, dass dies auch vom Verschmutzungsgrad des Wagens abhängig ist. Wir beschränken uns aber zu Ehren des Herrn Dean im Folgenden auf „seine“ Methode.
Rinseless Wash / No Rinse Wash (frei übersetzt “Wäsche ohne abspülen“) – die populäre Variante
Diese Variante der „Rinseless-Wäsche“ ist zwar genauso wenig wasserlos wie die „Waterless Wash“, aber dennoch ist der Wasserverbrauch im Vergleich zu einer regulären Handwäsche deutlich geringer. Letztlich geht es bei der Methode darum, den Wagen nicht nur mit möglichst wenig Wasser zu reinigen, sondern sich den klassischen (und wasserverschwendenden) Abspülvorgang zu ersparen. Deshalb „Rinseless“ – kein Abspülen. Diese Waschmethode hat sich auf beiden Seiten des Atlantiks am meisten verbreitet und ist auch die von uns selbst favorisierte und oft durchgeführte Art des Waschens. Hierzu braucht man lediglich einen Eimer beliebiger Art (Schmutzfallen haben hier ausgedient), eine kleine Menge Wasser, abhängig der Fahrzeuggröße (in der Regel reichen hier bereits ungefähr 5 Liter!), eine Sprühflasche und eine größere Menge Mikrofasertücher. Der Ablauf der Rinseless Wäsche ist dabei sehr ähnlich der Waterless Anwendung (siehe oben).
In diesem Fall wird auch in der Sprühflasche eine Mixtur aus dem Rinseless Mittel und Wasser verwendet, um den verschmutzten Lack einzusprühen. Wir nennen sie mal die Vorsprühlösung und weichen mit dieser den Schmutz an und kapseln damit die gröberen Partikel ein.
Auch bei der Methode benötigen wir entsprechend einige Mikrofasertücher – wir bevorzugen dafür flauschige Hochflor Tücher wie die Microfiber Madness Crazy Pile oder Summit 800.
Allerdings werden die Tücher allesamt vorher im Eimer mit ca. 5 Litern Wasser (gemischt mit der entsprechenden Menge des Rinseless Konzentrates – 20ml/5 Liter) eingelegt (Wascheimer), und Tuch für Tuch zur Wäsche des eingesprühten Wagens verwendet. Vor dem jeweiligen Waschvorgang sind die Tücher dann bei Entnahme aus dem Eimer leicht auszudrücken, sodass sie nicht mehr triefnass, sondern lediglich ordentlich feucht sind. Denn auch das ist ein großer Vorteil der Rinseless Wäsche: Wenn man sorgsam arbeitet, landet nur sehr wenig Flüssigkeit auf dem Boden, was diese Waschmethode an nahezu jedem Platz durchführbar macht, selbst wenn klassisches Autowaschen untersagt sein sollte. Das ist in der Regel deutlich weniger Flüssigkeit, wie ein regennasses Auto erzeugt, wenn man es abstellt.
Wie auch bei der Waterless Variante, falten wir uns das Mikrofasertuch nach eigenem Geschmack und waschen dann den jeweiligen Bereich mit einer Tuchseite ab. Dabei zieht man idealerweise eine Bahn und wendet dann das Tuch zur sauberen Seite, um die nächste Bahn zu ziehen. Das Spiel macht man dann so lange weiter, bis alle Tuchseiten „verbraucht“ sind. Entscheidend ist hierbei nun, dass im Gegensatz zur klassischen Handwäsche dieses Tuch NICHT mehr zurück in den Eimer mit der Rinseless Waschlösung kommt, sondern isoliert wird, um die Lösung nicht zu verschmutzen. Das heißt, im Wascheimer ist niemals ein verwendetes MFT, sondern immer nur die unbenutzten. Somit wird das Waschwasser niemals mit Schmutz kontaminiert.
Jedes gereinigte Bauteil sollte dann noch final mit einem Trockentuch getrocknet werden, da immer ein leichter Feuchtigkeitsfilm zurückbleibt und unter Umständen Wasserschlieren auf dem Lack verbleiben. Manche Anwender machen es sich da leicht und nebeln zur Trockenhilfe einen Hauch der Vorsprühlösung auf den Lack. Wir bevorzugen dazu einen sog. Detailer, insbesondere weil man hier optional auch einen mit gewisser Schutzfunktion ergänzen kann, um einen ggf. vorhandenen Lackschutz wieder etwas Aufschub zu geben. In jedem Fall sorgt ein derartiges Hilfsmittel beim Abwischen des Restwassers für mehr Gleitfähigkeit und somit vermindertes Wischkratzer Risiko.
Dienst nach Vorschrift
Wie bereits erwähnt, gibt es immer Raum für eigene Interpretationen solcher Methoden. Wir sind sicher, dass sehr viele von Euch da draußen mal das eine, mal das andere Detail verändern oder anders auslegen. Auch wir weichen im Zuge einer No Rinse Anwendung von den strikten Vorgaben ab und gehen z.B. mit einer Tuch-Seite bei nur leicht verschmutztem Wagen auch mal über ein ganzes Bauteil. Auch ein besagter Gary Dean hat in der Vergangenheit veränderte Methoden vorgestellt und auch Optimum zeigte Ausführungen, die aus unserer Sicht mitunter auch das Ziel hatten, einen horrend teuren Schwamm zu bewerben – auch wenn diese Schwammmethode ebenfalls plausibel erscheint. Ebenfalls gehen manche Anwender so weit und sprühen das Auto großflächig mit der Vorsprühlösung ein, etwa eine ganze Seite. Wir hingegen arbeiten da Bauteil für Bauteil, um nicht Gefahr zu laufen, dass der Boden um den Wagen nass wird, da wir die Rinseless Wäsche in der Tiefgarage unserer Wohnungen durchführen. Auch bei den Tüchern haben sich Sparfüchse eine Möglichkeit überlegt, mit weniger auszukommen und rollen die Mikrofasertücher, um mit einer geringeren Auflagefläche den jeweiligen Bereich zu waschen. Rollt man das Tuch weiter, ergeben sich pro Tuch größere Nutzflächen und man benötigt entsprechend weniger Tücher. Last but not least haben sich in den letzten Jahren auch Fans einer Waschmethode gefunden, die den Wagen mehr oder weniger klassisch wäscht, dann aber sehr viele Waschhandschuhe oder Schwämme einsetzt - quasi eine halbe No Rinse Variante. Aber wie immer: Erlaubt ist, was gefällt und effektiv ist! Am Ende muss da jeder seinen Weg finden. Wir können hierzu nur die Optionen aufzeigen und welche Art wir persönlich bei der Rinseless Anwendung bevorzugen. Abweichungen sind immer möglich und fallen unter Eure freie Gestaltung.
Best Practice
Unabhängig von den genannten Abweichungen, möchten wir hier einfach mal unseren Weg skizzieren, um Euch einen Praxisfall zu liefern. Zunächst: Wir wechseln die Waschmethode situationsbezogen. Wir sind absolute Handwäsche Fans, allein weil es uns Freude macht und wir die Handwäsche regelrecht zelebrieren. Das mag für Pragmatiker blöd klingen, aber für uns ist eine ausgiebige Autowäsche und Felgenreinigung nicht nur viel Arbeit, sondern auch Entspannung. Aber wir haben uns lange gegen eine Rinseless Wäsche gewehrt und müssen nach vielen Einsätzen ganz klar sagen: Die Skepsis war unberechtigt und die Rinseless Wäsche ist eine hervorragende Alternative. Wenn wir eine Rinseless Wäsche machen, beurteilen wir zunächst den Verschmutzungsgrad des Lacks. Bei unserem Schönwetter Fahrzeug reicht im Prinzip eine Waterless Wäsche, aber fürs Gewissen machen wir auch da in der Regel die Rinseless Methode, auch wenn der Wagen nie wirklich dreckig wird. Mit unserem Daily Driver, der wohl den häufigsten Anwendungsfall abbildet, fahren wir zunächst an die Waschbox. In diesem Zuge reinigen wir (optional) mit Felgenreiniger, Bürsten, Pinsel vollumfänglich die Räder, weil wir da einfach nicht über unseren Rinseless Schatten springen können. Beim Abdampfen der Felgen gehen wir dann zusätzlich komplett über das Auto drüber und entfernen dabei die starken Verschmutzungen, was später die Rinseless Anwendung risikoärmer macht. Mit diesem halbwegs sauberen Wagen fahrt Ihr dann nach Hause oder zu einem anderen Ort, an welchem Ihr dann die Rinseless Reinigung durchführen könnt. Wichtig: Nach dem Abdampfen in der Box unbedingt die Klarspülfunktion mit dem Osmosewasser durchführen, sonst habt Ihr, wenn Ihr daheim angekommen seid, Wasserflecken.
An unserem Rinseless Platz, idealerweise im Schatten, bereiten wir dann unsere notwendigen Produkte vor, lassen die No Rinse Lösung im Eimer zusammen mit den Mikrofasertüchern noch etwas wirken und dann geht es los. Beachtet bitte die Besonderheiten einzelner Rinseless Produkte, insbesondere dem Carpro Ech2o, welches nach dem Abwischen eine leichte Schicht bildet und daher noch einmal nachpoliert werden soll, um den perfekten Hochglanz zu erzielen. Das ist aber unter den Produkten eher eine Seltenheit.
Unsere Meinung
Als ehemalige Skeptiker der Rinseless Wäsche müssen wir ehrlich zugeben, dass sich da unsere Meinung ins Positive gedreht hat. Es funktioniert – korrekt angewendet -tadellos und ist zumindest ähnlich zeitaufwendig wie eine klassische Handwäsche. Speziell, wenn man die Zusatzarbeiten wie Schleppen von Ausrüstung, Reinigung aller Waschutensilien etc. einbezieht, kommt man wahrscheinlich bei einer Rinseless Wäsche schneller weg. Letztlich ist die Methode auch für Leute mit empfindlichem Lack hervorragend geeignet, denn das Risiko der Waschkratzer durch Schwamm / Waschhandschuh, der immer mal ein Dreck Körnchen längere Zeit mitschleift, entfällt komplett. Der größte Vorteil ist die Unabhängigkeit von Ort und Zeit – egal ob bei Euch eine Handwäscheverboten gilt oder ob ihr keinen Schattenplatz habt, mit dem Rinseless Setup seid Ihr flexibel und unabhängig.
Dennoch würden wir eine Sache am Ende noch anbringen, auch wenn uns die eingefleischten Rinseless Jünger dafür lynchen werden: Im Gesamtkonzept ist eine echte Handwäsche gründlicher! Dabei reden wir nicht vom Lack, sondern von den Bereichen, wo bei einer Handwäsche das Wasser und auch der reinigende Shampoozusatz hinlaufen. All die Ritzen und Kanten, die man mit einem Tuch nicht erreicht, werden im Zuge der „echten Handwäsche“ ebenso durchgespült. Und wir sehen es an unserem Schönwetter Fahrzeug, was mehr einstaubt durch das Stehen: Schaut man in die Sicken und Ritzen, setzt sich auch da der Staub ab und in diese Tiefe kommt man nur selten bei der normalen Rinseless Anwendung. Daher wäre gelegentlich mindestens ein Abspülen sinnvoll, vielleicht aber auch hier und da eine klassische Handwäsche, um es perfekt zu machen. Aber auch darüber darf freilich diskutiert werden!
So Ihr lieben, das war viel Text, und euch ist wahrscheinlich schwindelig vor lauter neuer Info. Aber glaubt mir, das ganze Thema ist wahrlich kein Hexenwerk, und nach ein paar Wäschen bekommt man ein Gefühl die gesamte Methodik und hat keine Angst mehr davor mit einem Tuch ein feuchtes Auto abzuwischen.
Optimum No Rinse Wash & Shine oder Wash&Wax -die eierlegende Wollmilchsau im Rinseless-Wash Bereich.
Ich nutze ich das Rinseless-Shampoo „Optimum No-Rinse Wash&Shine (ONR) seit Mai 2019 (vorher hatte ich ein anderes Produkt benutzt, das es aber nicht mehr gibt). Gemeinhin sind die klassischen 2-Eimerwäscher nicht alle von der Tücher-Rinseless-Wäsche zu überzeugen, da ihnen wohl das typische Waschfeeling fehlt. Also was tun, um das Fahrzeug trotzdem kratzfrei mit der Rinseless-Methode zu waschen – und das ohne Tüchergefalte? Waschen ohne Tücher, was sonst! Wie das?
Denn da mir schon seit langer Zeit die Tücherfalterei auf den Senkel ging, hatte ich mir schon lange bevor andere Rinselesswäsche-Methoden salonfähig wurden, eine einfachere Methode ausgedacht – die Multipadmethode.
Um was geht es?
Um die Rinseless-Wäsche mit Schwamm, Wasch-Pad, Nudelhandschuh, Waschhandschuh, Waschknochen, etc. Und das Ganze auch ohne zwei Eimer und Schmutzsiebe zum Auswaschen der Waschutensilien.
Man nimmt wie bisher auch einen Eimer (und das muss kein teurer Galloneneimer sein (hier tut es ein ganz normaler Baumarkteimer) und mischt sich das ONR an (20ml/5 Liter).
Dann befüllt man sich einen 2-Liter Drucksprüher mit ca. 1,5 Liter Wasser und gibt 30m ONR dazu (Vorsprühlösung).
Ich beschreibe das Prozedere mal am Beispiel mit einem Waschpad.
Was man jetzt braucht, ist nicht nur ein Waschpad, sondern eine größere Anzahl an Pads, wie man ja auch mehrere Mikrofasertücher bei der Rinseless-Tücherwaschmethode benötigen würde. Warum das Ganze? Ganz einfach, man geht mit dem vollgesaugten und leicht ausgedrückten Waschpad nur einmal pro Pad-Seite über eine vorgesprühte Lackpartie. Z.B. das Dach mit der Vorsprühlösung gut einnebeln, kurz einwirken lassen, ein Pad aus dem Eimer entnehmen, leicht ausdrücken und dann das Dach ohne Druck mit dem Waschpad in geraden Bahnen nur in eine Richtung abwaschen (nicht kreuz und quer waschen, nicht Rumrubbeln, nicht Rumdrücken. Lasst das Waschpad die Arbeit machen).
Dann am besten die unbenutzte Rückseite des pass benutzen und nochmals nachwischen. Dann dieses Pad nicht mehr verwenden. Ich gehe dann nochmal mit einem 500er MFT, stark ausgewrungen, über die gereinigte Fläche (Nachreinigung und Vortrocknung). Das Dach dann mit einem hochwertigen Trockentuch trocknen und mit dem nächsten Lackbereich so weiter fortfahren. So kommt also, wie bei der Tüchermethode auch, niemals ein schmutziges Waschpad auf die nächste zu waschende verschmutzte Lackfläche oder kommt in Berührung mit dem Wascheimer, wo immer nur saubere Pads drin sind.
Klar, das bedeutet, dass man sich erstmal eine erkleckliche Menge an Waschpads, etc., kaufen muss. Aber wer sein Auto liebt, dem sind solche Kosten eh egal. Denn bei guter Pflege halten diese Waschutensilien viele, viele Jahre. Es soll ja Leute geben, die haben mehrere Dutzend Wachse und Versiegelungen im Schrank.
Also ich bevorzuge sehr hochwertige Washpads der deutschen Fa. Petzold (heißen bei denen dummerweise Waschhandtücher, sind für mich aber Waschpads, nur ohne den klassischen Schaumstoffkern). Durch den fehlenden festen Schaumstoffkern eines klassischen Wasch-Pads ist das Handling ganz hervorragend, weil die Pads sich wunderbar jeder Kontur anschmiegen. Und die Pads haben eine extreme Florhöhe von 2cm, und das ist höher als so ziemlich jedes auf dem Markt erhältliche MFT. Je größer die Florhöhe eines Tuches-/Pads, je größer ist das Schmutzaufnahmevermögen und je geringer das Kratzer-/Swirlrisiko. Es muss jeder für sich entscheiden was ihm mehr liegt: Waschhandschuh, Waschpad, Waschknochen, Nudelhandschuh, Viskose-Waschschwamm, etc., oder doch die Tücher-Falt-Methode? Jedem das seine, alles funktioniert.
Wichtig ist hier nur: keinen billigen Baumarktkram kaufen. Kauft besser in einem guten Autopflegeshop ein.
Das Schöne an dieser Art der Rinseless-Wäsche ist, dass es wesentlich schneller geht, weil man die umständliche Tücherfalterei nicht hat. Das geht mit Sicherheit jedem immer mal wieder so, der besonders mit dunkleren MFT`s Rinseless-Wäsche macht: hatte ich die Seite schon oder noch nicht? Bei acht möglichen Tuchseiten kommt man schon mal durcheinander. Das ist z.B. mit einem weißen Waschpad hinfällig (Schmutzkontrolle). Erst mit einer Seite abwaschen, dann mit der zweiten Seite nachwischen und dann das Pad nicht mehr benutzen.
Ich feuere die gebrauchten Dinger dann einfach in einen zweiten Eimer. Nach der Wäsche wasche die Pads grob unter fließendem Wasser aus. Ist genug anderes Mikrofaserzeugs da, dann ab in die Waschmaschine. Ansonsten bewahre ich die Pads in einem 20 Liter Eimer mit etwas Mikrofaserwaschmittel auf und warte dann, bis genug MF-Zeugs zum Waschen zusammengekommen ist.
Die Fa. Optimum geht bei ihrer Rinseless-Wäsche ganz brachial vor. Da wird nur ein Eimer mit der ONR-Lösung benutzt, ohne Schmutzsieb, ohne Abstreifgitter, ohne irgendwas. Da wird der schmutzige Schwamm immer wieder im gleichen Eimer ausgewaschen und ausgedrückt und weiter geht’s. Nachmachen würde ich das nicht wollen. Da wird die Lackfläche vorher auch nicht eingesprüht. Die gehen mit dem nassen Schwamm direkt auf den schmutzigen und trockenen Lack, und los geht’s. Naja, wenn die Fa. Optimum das so guten Gewissens empfiehlt, dann ist meine o.g. Waschmethode ja geradezu „100%“ kratzfrei. Ich persönlich würde Rinseless immer nur machen, wenn man den Lack vorher mit der ONR-Vorsprühlösung eingesprüht hat. Dann hat das ONR Zeit dem Schmutz etwas vom Lack anzulösen und einzukapseln. Den das ONR betreffende Begriff der "Schmutzeinkapselung", den darf man glaube ich nicht zu eng sehen.
Ich denke mal, dass da nichts eingekapselt wird (wie soll das auch technisch funktionieren?), der Schmutz wird einfach nur klassisch angelöst, und das Waschtool gleitet dann einfach nur auf der ONR-Polymerlösung wie auf Schmierseife und transportiert die Schmutzlösung durch die Kapillarwirkung ins Innere des Waschutensils. Das weitgehend drucklose Abwischen mittels sehr hochwertiger Tücher, Pads, Schwämmen, etc. tut dann sein Übriges, um den Lack schonend zu reinigen und den Schmutz in das Waschutensil zu transportieren. Ich empfehle hier ausdrücklich mit Drucksprayern zu arbeiten. Damit erreicht man einfach eine viel gleichmäßigere Benetzung der Lackoberfläche, und man triggert sich mit einem herkömmlichen Pump-Sprayer nicht einen Wolf, auch wenn man mit dem Drucksprayer etwas mehr Vorsprühlösung verballert.
Ich nutze für die Rindeless-Wäsche als Trockenhilfe das für mich unschlagbare „Meguiar's DETAILER SERIE X-Press Spray Wax“. Ein Nachpolieren ist bei diesem Produkt fast nicht mehr nötig. Das Ablüftverhalten kommt dem der besten Detailer gleich, wie z.B. prima Slick oder dem SCG Speed Demon. Auch bei tieferen Temperaturen funzt das Produkt hervorragend.
Summa Summarum, es gibt der Rinseless-Wäsche-Möglichkeiten gar viele. Ich hoffe ich konnte etwas frischen Wind zum Thema beisteuern. Prinzipiell ist und bleibt das ONR ein großartiges und vielseitiges Produkt. Einfach mal dranwagen an das Thema Rinseless-Wäsche. Und alle die meinen, dass die klassische 2-Eimermethode schonender ist als eine mit guter Technik durchgeführte Rinseless-Wäsche, denen kann ich nur erwidern: das stimmt so einfach nicht, auch wenn es die 2-Eimer-Schaumparty-Enthusiasten nicht wahrhaben wollen. Die Rinseless-Wäsche ist, richtig durchgeführt, nicht weniger „safe“ als die klassische 2-Eimerwäsche-Schaumparty. Die Lackqualität auf drei Fahrzeugen, die ich in der Familie pflegen darf spricht eine klare Sprache. Jede Waschmethode hat ihre Grenzen, das ist natürlich klar. Einen Wagen, der durch eine Schlammsuhle gefahren ist, mit angetrockneten Dreckschmodder, den würde auch der 2-Eimerwäscher so nicht ohne Vorarbeit waschen wollen. So ein Fahrzeug muss natürlich erstmal abgkärchert und ggf. gesnowfoamt werden, bevor man da rangeht mit der Wascherei. Alles eine Sache der vernünftigen Vorgehensweise. Wie immer im Leben: mit "Common Sense" geht alles einfacher.
Wir hatten erst vor 4 Wochen den Captur meiner Frau bei Renault abgegeben und uns ihren neuen Captur abgeholt. Der Aufbereiter des Autohauses, der normalerweise die Fahrzeuge, die aus Finanzierungen zurückgegeben werden, aufbereitet, der hatte ein Fragezeichen im Kopf – wie ist es möglich, dass ein 5 Jahre altes Auto keinerlei Bedarf an Lackkorrekturen hatte? Die konnten den Wagen wie er war inserieren und auf den Hof stellen. Tja, 5 Jahre Rinseless-Wäsche!
Dann lasst mal alles sacken. Bei Fragen einfach melden. Ich kann natürlich nicht immer sofort antworten, aber ich versuche euch zeitnah mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Denn Fragen werden kommen, ganz sicher.
Wie siehts mit den Felgen aus, Scheibenreinigung, dem Innenraum, Polster, Displays, etc. Ihr dürft mir glauben, das Thema Fahrzeugpflege, und die damit in Verbindung stehen Mittel und Möglichkeiten, sind uferlos. Da blicke selbst ich inzwischen kaum mehr durch.
Wer Links zu den benötigten Utensilien benötigt, bitte melden. Ich weiß halt nicht, ob ich Verlinkungen in meinen Antworten setzen darf.
Kurzer Überblick zu den benötigten Utensilien:
1. 2-Liter Drucksprüher, z.B. Fa, Kwazar
2. Rinseless-Shampoo „Optimum No Rinse Wash & Shine oder Wash&Wax”, oder ein anderes auf dem Markt erhältliches Rinseless-Shampoo. Aber ich schwöre auf das ONR.
3. 10 Liter Eimer
4. Wasch-Pad Fa. Petzolds (heißt dort Waschhandtuch)
5. Mikrofasertücher 40x40cm
6. Trockentücher 60x40cm
7. Ggf. eine Trockenhilfe, z.B. Meguiar's DETAILER SERIE X-Press Spray Wax
8. Trockenhilfe für den Winter „Jay Leno`s Evaporate“
Verlinkungen zu einzelnen Produkten stelle ich euch dann zur Verfügung, wenn ich das „Go“ der Mods habe. Ansonsten PN an mich.
Geht mal ins WWW und gebt "Rinseless-Wäsche" ein. Da gibt es eine Menge an guten Videos, die schön verdeutlichen, wie das ganze praktisch durchzuführen ist.