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  • #1 von namore am 22 Dec 2023
  • Hi allerseits,

    der Duster hat ja allerlei Gummidichtungen an den Türen und Fenstern. Ich würde diese gerne mit Ballistol pflegen - dort steht aber, das sei nur für ölfeste Gummis geeignet. Gibt es da Erfahrungswerte? Sind die Gummis ölfest? Gibt es unterschiede z.B. bei Türgummis oder Fenstergummis?

    Danke schonmal!
  • #2 von Feinmechaniker am 23 Dec 2023
  • Moin,
    der Zweck einer Materialpflege sollte sein, etwas zu erhalten bzw. zu optimieren.

    Dazu gehört es die richtigen Pflegemittel einzusetzen.
    Das wäre für Gummidichtungen Silikonöl, Vaseline, Talkum, spezielle Gummi Pflegestifte.

    Wenn es sich bei dem erwähnten "Ballistol" um das Ballistol Silikon Öl handelt, passt es.

    Ballistol Universal-Öl ist dagegen nicht geeignet!
    Außer im Feinmechanischen Bereich im Werkstatteinsatz auf der Werkbank zur Metallpflege hat Ballistol
    Universal-ÖL im Pflegebereich nichts verloren!

  • #3 von Falke am 23 Dec 2023
  • Entweder direktes Gummipflegemittel aus dem Handel oder Hirschtalg (für Türdichtungen); das normale Ballistol - wie Feinmechaniker ganz richtig schreibt - eignet sich nur zur Pflege für Werkzeuge und Waffen oder auch zum Geschmeidigmachen nicht empfindlichen Leders.
  • #4 von namore am 23 Dec 2023
  • Hi ihr zwei, danke erst einmal für die Antworten. So generell ist Ballistol Universalöl nicht abzulehnen für alles außer Metall und Leder - Ich nutze das Universalöl bereits erfolgreich für Holz & Kunststoffpflege - wie vom Hersteller auch vorgesehen. Trockene Gummis (nicht am Duster) habe ich damit auch schon erfolgreich wiederbeleben können. Der Hersteller schreibt zur Verwendung für Autogummis [1]:

    Zitat
    Türgummis kann man ebenfalls mit Ballistol pflegen und vor dem Festfrieren bewahren. Besonders empfehlenswert ist hierzu der Einsatz des Universal-Pflegestiftes. Überhaupt ist die Gummipflege eine der großen Stärken von Ballistol. Gummi bleibt elastisch, altert nicht und wird nicht brüchig. Ballistol greift Gummi selbstverständlich nicht an und kann dauerhaft auf dem Material verbleiben. Von manch anderen Ölen hört man, dass das Gummi nach der Behandlung schnell blass oder brüchig wird. Bei Ballistol ist das unmöglich, da es auf medizinisch reinem Weißöl basiert, welches sogar in der Kosmetik und zur Körperpflege vielfältig eingesetzt wird. Daher kann jedes ölbeständige Gummi auch mit Ballistol behandelt werden. Das mit Ballistol gepflegte Gummi wird wie neu und schön elastisch. Zur Pflege von Dichtungsgummis eignet sich übrigens besonders gut der Universal-Pflegestift.

    Ich werde nach eurer Rückmeldung zunächst dennoch besser auf Silikonspray setzen und dieses zusätzlich im Auto lagern. Wisst ihr, weshalb der Hersteller das Universalöl für Autogummis bewirbt wenn es anscheinend nur schlecht dafür geeignet ist? Wie weit ist Silikonspray überlegen (außer natürlich, dass es wasserabweisend ist)?

    PS.: Vaseline ist Universalöl sehr ähnlich, enthält ebenfalls Paraffin.

    [1] https://www.ballistol-shop.de/autopflege-tipps.html
  • #5 von Feinmechaniker am 23 Dec 2023

  • Sorry wenn ich es so direkt formuliere.
    Was Ballistol auf seiner Webseite schreibt, ist Marketing und maximaler Bullshit bis an die Grenze der Leuteverdummung!

    Ballistol Pflegestift:
    "Erhöht die Leitfähigkeit und Datenübertragung auch bei Digitalbahnen"
    Wie soll das funktionieren? Dringt das in die Metallbahn ein und schiebt die Elektronen mit höherer Geschwindigkeit durch die Bahn?

    "Pflegt schützt reinigt und schmiert alle Materialien"
    Messing wird durch die Freisetzung von Ammoniak nach dem Auftragen sogar angegriffen. Aber dafür hat Ballistol ebenfalls eine
    Räubergeschichte bereit um dies wegzuschwallen.

    "Ist immer wieder nachfüllbar"
    Unglaublich. Sollten sie sich patentieren lassen.

    Ballistol als Universalöl wurde zu einer Zeit entwickelt, in der es in der Armee noch Kavallerie gab!
    Genau wie der Gaul schon lange totgeritten ist, sollte Ballistol endlich mal mit seinem Weißöl dies erkennen und nicht mit
    solchem Geschwalle die Leute verdummen!

    Gerade das Freisetzen von Ammoniak nach dem auftragen kann einen aktuellen auf Wasserbasis aufgebauten Fahrzeuglack unter
    Umständen beschädigen. Denn das Gummi liegt in der Regel an einer Lackfläche an.

    Schon allein wegen dieser unseriösen Webseite mit den teilweise völlig abstrusen Anwendungsvorschlägen werde ich aus Prinzip
    von diesen Produkten dringend abraten!

    Gleich an zweiter Stelle steht bei mir das legendäre "WD40" auf der Liste der beliebtesten Schlangenöle. Da wird auch mit
    viel Voodoo und Stories über Raketenpflege aus der Zeit des kalten Krieges den Leuten der Bär aufgebunden!
  • #6 von tomruevel am 24 Dec 2023
  • Moin,

    ehrlich gesagt habe ich bisher bei keinem Fahrzeug die Gummidichtung wirklich gepflegt.
    Negative Auswirkungen hatte das bisher nicht, auch nicht wenn die Fahrzeuge 14 oder 15 Jahre alt wurden (solche fahren gerade in meinem Dunstkreis).

    Am Wohnwagen habe ich, weil die Tür während des Fahrens an der Dichtungen scheuert (der Türausschnit arbeitet während des Fahrbetriebs) mal silikonhaltiges Spray versucht. Das schmierte und man saute sich die Klamotten an der Türdichtung ein.
    Talkum ist zwar nicht schlecht, hilft aber nicht gegen festfrieren und ist nicht beständig gegen Feuchtigkeit, man müßte es häufiger auftragen.

    Die einzige Pfelge die es bisher imemr gab, war ein Schutz gegen festfrieren.
    Und da eignet sich ein leichter Hauch von unverdünntem Kühlerfrostschutz, aufgetragen mit einem Lappen.

  • #7 von namore am 24 Dec 2023
  • Danke Thomas für Deinen ausführlichen Rant. ^^
    Du hattest mir in einem älteren Faden ziemlich gute Tips gegeben zu Offroad-Bereifung, daher nehme ich Deine Bedenken ernst.
    Trotzdem würde ich gerne den ein oder anderen Punkt noch besser verstehen oder auch hinterfragen.

    Ballistol Pflegestift:
    "Erhöht die Leitfähigkeit und Datenübertragung auch bei Digitalbahnen"
    Wie soll das funktionieren? Dringt das in die Metallbahn ein und schiebt die Elektronen mit höherer Geschwindigkeit durch die Bahn?
    Ich habe diese Aussage gegoogled, es geht hier um den Kontakt zwischen Modelleisenbahn und der strom- bzw. signalführenden Schiene, richtig?
    Was ich hierzu gefunden habe ist, dass Ballistol Universalöl auch als Kontaktspray eingesetzt werden kann. Da es alkalisch ist, greift es die Oxidschicht von Kupfer u.Ä. an [1]. Es gibt definitiv bessere Kontaktsprays, welche nicht mit Wasser eine emulsion bilden. Im Wohnbereich für Modelleisenbahnen aber vermutlich nicht so wichtig. Finde den Anwendungsfall der Website daher legitim - gerade wenn Kinder mit der Eisenbahn spielen und eine Schiene auch mal im Mund landen kann, gibt es nicht viel Auswahl.

    Zitat
    "Pflegt schützt reinigt und schmiert alle Materialien"
    Messing wird durch die Freisetzung von Ammoniak nach dem Auftragen sogar angegriffen. Aber dafür hat Ballistol ebenfalls eine
    Räubergeschichte bereit um dies wegzuschwallen.
    Das mit dem Ammoniak ist mir neu. Ich habe danach gesucht aber konnte nur das Produkt "Ballistol Robla Solo MIL Laufreiniger" finden, welches bereits Ammoniak ab Werk enthält. Ich bin kein Chemiker, kann mir aber auch nicht erklären, wie Ammoniak (NH3) als Reaktion entstehen könnte durch das Universalöl. Kannst Du da auf einen Hintergrundartikel verweisen wo diese Reaktion erklärt wird oder meintest Du vielleicht doch das Laufreiniger-Öl? Angegriffen wird Messing trotzdem, wie der Hersteller hier auch zugibt/erklärt [1]. Ich würde es für Messing / Kupfer nicht einsetzen, wenn mir der Erhalt der Patina wichtig ist.

    Zitat
    "Ist immer wieder nachfüllbar"
    Unglaublich. Sollten sie sich patentieren lassen.
    Klar, ist kein Hexenwerk, aber der handelsübliche Gummipflegestift lässt sich eben nicht nachfüllen, daher finde ich es schon erwähnenswert in der Produktbeschreibung.

    Zitat
    Ballistol als Universalöl wurde zu einer Zeit entwickelt, in der es in der Armee noch Kavallerie gab!
    Genau wie der Gaul schon lange totgeritten ist, sollte Ballistol endlich mal mit seinem Weißöl dies erkennen und nicht mit
    solchem Geschwalle die Leute verdummen!
    Das Rezept ist alt - das macht für viele wahrscheinlich auch einen Teil des Charms aus, dass es ein erprobtes Mittel ist. Immerhin hat es zwei Weltkriege der Wehrmacht gedient, bevor es dann ausgemustert wurde. Gemacht wurde es für Mensch (Wundöl), Holz-, Leder- und Waffenpflege - also was man damals halt so am Soldaten hatte. Ölfeste Gummis und moderne Lacke gab es damals noch nicht, das ist richtig.

    Zitat
    Gerade das Freisetzen von Ammoniak nach dem auftragen kann einen aktuellen auf Wasserbasis aufgebauten Fahrzeuglack unter
    Umständen beschädigen. Denn das Gummi liegt in der Regel an einer Lackfläche an.
    Zu dem Ammoniak finde ich wie gesagt nichts (Link mit Infos wäre sehr cool, wenn Du sowas parat hast), aber [2] hat im Test die Verträglichkeit mit modernen Lacken von Ballistol dennoch bemängelt (sogar ganz ohne Gummi oder Messing mit dem eine Reaktion erfolgt wäre).
    Wie Du schreibst, liegen die Gummis am Lack an, daher würde ich mich Deinem Fazit anschließen und auf Ballistol zur Gummipflege am KFZ verzichten.

    Ich nutze Ballistol viel und gerne, aber man sollte sich vielleicht auf die Materialien beschränken, für die es damals gemacht wurde oder für die es unabhängig später getestet wurde - egal was der Hersteller angibt.

    [1] https://www.ballistol-shop.de/Ballistol-und-Messing:_:108.html
    [2] https://www.auto-motor-und-sport.de/test/multifunktionsoel/
  • #8 von Feinmechaniker am 24 Dec 2023
  • Moin,
    wenn man seine Schmiermittel in Einweg Spritzen abfüllt und dann passende Kanülen aufsteckt, kann man jeden
    flüssigen Stoff punktgenau und gut dosierbar anbringen. Wenn man an den Kanülen noch die Spitzen abschleift,
    besteht keine Verletzungsgefahr.

    Das ist bei Bastlern z.B. RC-Modellbauern oder Mechanikern die ganz normale Werkstattausrüstung. Spritzen und
    Kanülen gibt es in jeder Größe in Online Apotheken.
    Damit hat sich dann hoffentlich der nachfüllbare Stift oder knallteure Punktöler aus irgendwelchen Werkzeugshops
    erledigt.

    Bezüglich der Messing Problematik habe ich nur mal kurz im Netz gewühlt und da folgendes gefunden:
    https://www.chemie-schule.de/KnowHow/Ballistol
    https://de.wikipedia.org/wiki/Ballistol

    In beiden Artikeln wird ganz klar darauf hingewiesen, das man mit Ballistol lediglich Messing kurz abwischen darf.
    Das Anlösen von Metallen wie Kupfer und Blei zur Laufreinigung ist ja gerade eine primäre Eigenschaft eines
    Öles zur Waffenreinigung. Da Messing u. Bronze wesentliche Anteile von Kupfer enthalten, werden diese
    Metalle angelöst.

    Link: https://messerforum.net/threads/kamelienoel-oder-ballistol.111193/post-873934

    Ich sehe eher das Problem in der Dimensionierung der Bauteile in Verbindung mit diesem Öl.
    Wenn ich z.B. ein kleines Messing Motorenlager nachschmieren möchte, kann ich es selbst mit
    Zieldosierung eigentlich nur fluten. Dann werden zwar Verklebungen gelöst, jedoch backt mir
    das Lager im Stillstand nach einiger Zeit zu.
    Da hilft mir das Beispiel der glänzenden Messinglocke von der Ballistol Webseite auch nichts!

    Pumpenzylinder an Luftpumpen mit Ballistol getränktem Pumpenleder sind auch ein kritisches
    Beispiel aus meinem Bastelumfeld. Da kann es durch den Ballistol Kontakt am Pumpenleder
    zu Rissen in den Pumpenschächten kommen, wenn es schlecht läuft.

    Die viel erwähnte Pflege von Holz mit Ballistol Weißöl wird in den Artikeln ebenfalls kritisch
    beurteilt. Bei der Lederpflege sieht es ebenfalls nicht so positiv aus.

    Abgesehen davon haben aktuelle Jagdwaffen im Bereich des täglichen Gebrauchs
    Schaft u. Griffteile aus Kunststoff. Bei teuren Jagdwaffen im Nobelbereich werden für
    die teuren Holzteile zur Pflege ganz spezielle Schaftöle verwendet.

    Da hat Ballistol Weißöl absolut kein Merkmal, was andere Hersteller nicht deutlich besser können.

    Ballistol Weißöl zur Pflege von Messwerkzeug oder für Werkstücke aus Baustahl auf der Werkbank
    ist in Ordnung. Da bin ich gern dabei und meine Schwitzfinger auch.
    Für alles andere gibt es heutzutage bessere Mittel.

    Gruß
    Thomas
  • #9 von Nicodemos am 24 Dec 2023
  • Also mein Oldtimer ist 39 Jahre alt, hat immernoch die ersten Türdichtungen und ist ganz sicher niemals mit irgendwas eingeschmiert worden. Da gibt es wirklich wichtigeres.
  • #10 von namore am 24 Dec 2023
  • Also mein Oldtimer ist 39 Jahre alt, hat immernoch die ersten Türdichtungen und ist ganz sicher niemals mit irgendwas eingeschmiert worden. Da gibt es wirklich wichtigeres.

    Mir sind die Dichtungen diesen Winter leider das erste mal komplett zugefroren. Ich kam nur noch mit Mühe in die Fahrertür, die anderen Türen waren alle dicht. Es hatte geschneit, dann ist das offenbar halb abgetaut über die Türen gelaufen und dann wieder zugefroren. Neben der festgefrorenen Dichtung an allen Türen hatte ich auf einer Seite eine massive Eisschicht über dem oberen Türspalt. War sicher eine ungewöhnliche Wetterlage, aber daher beschäftige ich mich nun aus konkretem Anlass mit dem Thema "Dichtungen Winterfest machen".

    Die viel erwähnte Pflege von Holz mit Ballistol Weißöl wird in den Artikeln ebenfalls kritisch
    beurteilt. Bei der Lederpflege sieht es ebenfalls nicht so positiv aus.

    Abgesehen davon haben aktuelle Jagdwaffen im Bereich des täglichen Gebrauchs
    Schaft u. Griffteile aus Kunststoff. Bei teuren Jagdwaffen im Nobelbereich werden für
    die teuren Holzteile zur Pflege ganz spezielle Schaftöle verwendet.

    Da hat Ballistol Weißöl absolut kein Merkmal, was andere Hersteller nicht deutlich besser können.
    (...)
    Für alles andere gibt es heutzutage bessere Mittel.

    Auch wenn langsam OT (Duster hat ja nun weder Holz noch Leder): Der Anspruch eines Universalöles ist immer nur "gut genug", nicht "am besten".
    Ich besitze keine Gewehre, nutze Ballistol aber gerne für Messer und Äxte. Diese haben oft noch Holz am Griff und/oder kommen gerne in Lederscheide. Klar kannst Du hier je spezialisiertes Pflegemittel für Klinge, Griffstück und Scheide nutzen - oder es lassen und alles zusammen in 3 Minuten mit Ballistol behandeln. Die besseren Pflegeprodukte für Holz sind allesamt aufwändiger zu applizieren, setzen etwa trockenes Holz voraus und härten dann erstmal tagelang aus.
    Bei der Lederpflege muss man sich klar machen, dass die besten Produkte nur Paraffin vermischt mit etwas Binenwachs sind (Snoseal etc.). Kann man sich auch günstig selbst mischen.
  • #11 von Nicodemos am 25 Dec 2023
  • Ok, das ist verständlich. Ich dachte, es geht dir um Pflege und Haltbarkeit.

    Übrigens Holzöl hab ich mir auch selber gemacht. Einfach Bienenwachs und Leinöl, das verharzt nicht. Ist wirklich top. Das mal OT
  • #12 von Feinmechaniker am 25 Dec 2023
  • Moin zusammen,
    ich hätte da noch etwas.
    Damit die Dichtung nicht festfriert, darf sich das Gummi nicht mit dem Metall verbinden.
    Dazu wird ergänzend ein Trennmittel auf das Gummi aufgebracht. Da sich dieses Trennmittel
    nicht mit dem Wasser verbindet, wird es funktionieren.

    Wenn ich nun Ballistol Weißöl nehme, könnte dies aber zu Problemen führen, da das Weißöl
    ja mit Wasser emulgiert. Dadurch würde eine Öl-Wasser Emulsion als Film auf der Dichtung
    entstehen, welche auch anfrieren kann.

    Oder ist dies eine falsche Annahme?
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