Nach einigen PNs ist mir (glaube ich zumindest) ein Licht aufgegangen

Das Thema rund um Diff-Sperre, Lock-Modus, usw. dürfte wegen schlecht gewählten Begriffen oft missverstanden werden.
Differenziale an Vorderachse und Hinterachse bewirken, dass sich die Räder links und rechts an der jeweiligen Achse unterschiedlich schnell drehen können. Wie wir alle wissen, könnte man sonst keine Kurven fahren ohne Räder über die Straße schleifen zu lassen (inneres Rad hat den kürzeren Weg, dreht sich also langsamer).
"Sperrt" man das Differenzial, wird eine starre Verbindung zwischen dem linken und dem rechten Rad hergestellt (so wie die Spielzeugautos, die wir aus Überraschungseiern kennen), womit auch erklärt ist, warum man eine Diff-Sperre nur auf losem Untergrund aktivieren soll (schleift in Kurven leichter, Achse "bricht" nicht).
Hat eines der Räder der gesperrten Achse keinen ordentlichen Bodenkontakt, dreht es jetzt nicht durch, sondern dreht sich immer nur genau so schnell oder langsam, wie das Rad, das noch Bodenkontakt hat....Ü-Eier-Auto ;-)
Das macht also eine Differenzialsperre (die der Duster nicht hat) - der Lock-Modus macht das NICHT!
Was man jetzt noch als Info braucht, ist, dass der 4x4 auch bei "Auto" KEIN permanenter 4x4 ist, sondern ein Vorderradantrieb, der über seine Elektronik erkennt, wann er zur Unterstützung auch Kraft von der Hinterachse braucht.
Sobald die Elektronik das registriert, wird eine Kupplung, die sich zwischen Vorder- und Hinterachse befindet, betätigt und DORT wird die Kraft von Vorderachsantrieb (100:0) auf beide Achsen verteilt. Das wird je nach Bedarf auf bis zu 50:50 geregelt...beide Achsen übertragen in diesem Fall gleich viel Kraft auf die Straße.
Also erst wenn die Elektronik es verlangt, wird von Vorderrad auf Allrad reguliert (sofern man im Auto-Modus ist)!
Was sperrt der "Lock"-Modus jetzt?
Genau die Kupplung, die bei "Auto" reguliert wird!
Lock macht also aus dem Duster ein Auto mit permanentem 50:50-Allrad.
Allerdings nicht dauerhaft, sondern nur, bis man zu schnell wird (ich glaube, die Rede war von 60 km/h) oder die Temperatur vom Öl dieser Kupplung zu warm wird.
Unterschiede zwischen LOCK und DIFF-SPERRE:
Lock regelt, dass die Hinterachse permanent gleich viel Kraft überträgt wie die Vorderachse.
Das ist sinnvoll, wenn die Vorderachse in Matsch, Schnee usw. nicht mehr genug Griff aufbaut (z.B. weil ein Rad durchdreht) und die Hinterachse dabei helfen kann, den Duster ohne Zeitverlust (= Verlust an Vortrieb) weiter zu "schieben".
Dieser Lock-Modus ist das, was bei anderen Fahrzeugen als "Längssperre" bezeichnet wird (Defender usw.).
Eine Differenzialsperre (und jetzt beschreibe ich NUR eine manuelle 100%-Sperre) wird eingelegt um diese Ü-Ei-Achse zu erzeugen, bei der kein einzelnes Rad durchdrehen kann. Solange eines der Räder auf der Achse greift, dreht auch das andere Rad nicht durch.
Kombiniert man jetzt die Längssperre (Lock) mit zwei Differenzialsperren, drehen sich alle Räder immer gleich schnell.
Egal ob alle Räder greifen oder nur ein einziges Rad Kontakt zum Boden hat, alle Räder drehen sich in der Geschwindigkeit, wie das Rad, das Kontakt hat.
Dadurch wird durchdrehen der Räder verhindert, was zu einer besseren Bodenhaftung führt UND auch verhindert, dass ein Reifen stark beschädigt wird, weil er mit hoher Geschwindigkeit über eine scharfe Kante zischt.
Ich hoffe, dass man mit dieser vereinfachten Erklärung gut versteht, warum man mit einer (oder mehreren) Differenzialsperren sehr viel weiter kommt und auch die Reifen mehr schont, als ohne Sperre.
Sollte ich über die Lock-Funktion falsch informiert sein (habe zwar nichts Gegenteiliges gefunden, bin aber auch nicht allwissend), bitte ich um Infos inkl. Quellenangabe.
