Tag 2
Am Morgen des zweiten Tages prasselte immer noch Regen auf das Zelt. Der Platzinhaber sagte aber ab Mittag besseres Wetter voraus. Er sollte Recht behalten. Der Plan für diesen Tag sah vor, als Eingewöhnungstour das Gebiet um den Lago Nero etwa auf 2000- 2250 Höhe zu befahren. Dazu ging es von Oulx aus nach Cesana dann zum Nachbarort Bousson (1422 m). Richtung Sestiere gesehen Nahe dem Ortsende von Bousson beginnt der Tour- Einstieg direkt vor der Brücke des Baches Thures. Der Schotterbelag war im unteren Abschnitt durch den Bergwald schön eben und durch den gefallenen Regen angenehm staubfrei. Bis zum See hoch war die Piste gut geeignet, sich an die Pistenbreite und die engen Kehren zu gewöhnen. Der kleine Lago Nero liegt traumhaft schön in einer filmreifen Bergkulisse, was mich angenehm überraschte. Bis dahin war die Nachmittagstour schon allein ein voller Erfolg.
Am See war ich einsam und allein bis zwei Motocross- Maschinen die Stille unterbrachen. Ich schaute den beiden nach, die entfernt am See auf der Piste vorbeiheizten. Damit hatte ich eine kleine Orientierung, wo es ab dem See später weitergehen würde. Die Fahrer verkleinerten den Gang, standen auf den Fußrasten und zirkelten an der Lenkung zwecks Spurwechsel einige kurz und ziemlich steil angelegte Rampen hinauf, um dann hinter einer Kuppe zu verschwinden. Das sah doch vielversprechend auf etwas mehr „off road“ für den weiterführenden Wegabschnitt entlang des it.-franz. Grenzverlaufs aus.
Nachdem alle Motive am See fotografiert waren, ging die Tour in der alpinen Hochregion weiter. Die folgenden kurzen, steilen Rampen, die nach dem See folgten, waren wirklich knackig. Der Schotter war grob und in Querrinnen großräumig ausgewaschen, stellenweise wie ein trockengelegtes Bachbett. Mit permanenten Allrad ging es über die Querrinnen und in die geraden Steilstiege. Zudem mussten - wie so oft – große, lose Steinbrocken umfahren werden. In den Traversen unterhalb entlang des Grenzkamms hatte der Regen der Vortage mächtige Wasserlachen von bis zu etwa 10 m Länge hinterlassen, die aber nie tiefer als 10 cm waren und zischend durchquert wurden.
Je später es wurde, je mehr klarte es auf. Der Gipfel des in NW- Richtung gelegenen Mt Chaberton (3136 m) blieb jedoch wolkenumhüllt. Der Rundkurs dauerte etwa 4 h, bis ich über die ruinöse, verlassene Gebirgsjägerkaserne namens Caserma Fonte Tana (1982 m) wieder in die schon zuvor befahrene Piste zum Lago Nero einmündete und dann nach Bousson abfuhr. Trotz des verregneten Vormittags eine rundherum interessante Halbtagestour am Nachmittag.
Fortsetzung folgt. Gruß UweH